Motivation & Umfeld¶
Die Motivation zu den handsOn Projekt sind meine z.T. doch recht leidlichen Erfahrung beim Setup von Systemen. Die Software, die für Linux bereit steht ist eigentlich weniger das Problem, ganz im Gegenteil. Insbesondere die zur Verfügung stehenden Dienste sind i.d.R. sehr robust und orientieren sich an Standards. Jedoch bedarf es meist einigen Know-hows diese zu konfigurieren und zu orchestrieren. Die Dokumentation, die man dazu im Internet findet ist nicht immer hilfreich. Meist findet man veraltete Dokumente die ohne tiefere Kenntnis nicht gleich als solche zu erkennen sind. Ein weiteres Problem sind oft auch die Distributionen selbst. Zum Teil werden mit Ubuntu, debian & Co. Pakete ausgeliefert, die hoffnungslos veraltet sind.
Doch das darf keine Anklage der Paket Manager sein, die zw. den Aspekten einer LTS und der Aktualität der Softwarepakete Entscheidungen treffen müssen. Weiteres Problem der Paket-Manager ist es, dass sich die Methoden der Softwareentwicklung und Verteilung in den letzten Jahren fundamental verändert haben. Umgebungen wie Python, Ruby, Node.js usw. bieten der Softwareentwicklung Methoden für kurze Release Zyklen. Diese Methoden basieren u.A. auf diskreten Paket-Manager in den jeweiligen Programmierumgebungen, mit denen der Entwickler einer Software direkt selber entscheiden kann, auf welchen (Unter-) Komponenten seine Software aufgebaut ist, resp. mit welchen Abhängigkeiten sie installiert werden muss. Dies sorgt schlussendlich auch für eine höhere Stabilität und Akzeptanz seiner Anwendung.
Diese Methoden werden von old-school Entwicklern z.T. kritisch betrachtet. Diese Kritik mag in Teilen berechtigt sein, da man in den Umgebungen auch schnell mal auf eine neue dependency hell trifft. Einige (wenige?) JavaScript Projekte auf Basis von npm könnten hierfür als negatives Beispiel genannt werden. Doch diese Sicht auf das Negative ist zu einseitig. Im Konsum- als auch im Unternehmens-Bereich werden kurze time-to-market Zyklen und schnelles Bugfixing erwartet. Gleichzeitig soll die Softwareentwicklung bei anhaltend steigender Komplexität auch noch effizienter werden .. ziemlich viele Anforderungen .. eine Teil-Antwort auf diese Anforderungen sind die Paket-Manager der Entwicklungsumgebungen, die Entwicklung und Deployment enger aneinander rücken. In diesem veränderten Umfeld müssen die Distributoren ihre Rolle neu definieren und über kurz oder lang auch ihre Konzepte resp. Paket-Manager anpassen. Interessant in dem Zusammenhang ist auch der Artikel Package managers all the way down zu lesen.
Egal wie kritisch man die aktuellen Veränderungen auf dem Softwaremarkt auch betrachtet, sie haben in den letzten Jahren zu einer Beschleunigung der Softwareentwicklung als auch zu einer Stärkung der Open-Source Community beigetragen. Für die eher problematischen Auswirkungen auf Distributoren gibt es aktuell noch keine umfassende Antwort. Snap und Container wie Docker resp. Linux Container (LXC & LXD) können ebenfalls Teil einer Antwort sein und so findet man auch immer mehr solcher Distributionsformen, die von den Softwareentwicklern paketiert werden. Für Stand-Alone Software ist diese Antwort i.d.R. auch ausreichend, sobald es aber um die Orchestrierung von Diensten geht, treffen diese Lösungsansätze auf ihre Grenzen. Für den Endanwender ergeben sich ebenfalls neue Probleme; Es gibt keine große Distribution mehr die mit ihrem Namen für die Stabilität und Sicherheit bürgen kann. Bei jeder Installation einer Software muss neu über die Qualität und Update-Fähigkeit nachgedacht werden.
Eine Begrifflichkeit rund um dieses Thema ist devOps. Wobei jeder unter diesem Begriff etwas anderes versteht, einige assoziieren diesen Begriff fälschlicher Weise mit Tools wie z.B. den oben genannten Containern. Ich selber sehe es eher als eine Philosophie deren Methoden sich erst noch in den nächsten Jahren werden ausprägen müssen. Die strikte Auftrennung von Entwicklung (develeopment) und Administration (Betrieb / Operations) wird man sukzessive aufgeben müssen. Die idealen Akteure – die ich auch als devOps bezeichnen möchte – sind devOps mit unterschiedlichen Focus. Auf der einen Seite der klassische Entwickler, der sich mit den Aspekten „Betrieb“ und „Auslieferung“ wird auseinander setzen müssen und auf der Anderen Seite der klassische Administrator, der sich wird intensiver mit den Softwareprojekten wird beschäftigen müssen.
Kurzum, es gibt keine fertigen Antworten. Niemand nimmt uns die Arbeit ab, im Gegenteil: Egal aus welcher Ecke wir kommen, wir werden unseren Blickwinkel weiten und unter den aktuell gegebenen Bedingungen individuelle Lösungen finden müssen. Auch wenn ich mich selbst eher als Software-Entwickler sehe, die Auseinandersetzung mit Softwareverteilung und deren Orchestrierung ist erforderlich und die Ergebnisse meiner Erfahrungen gieße ich hier in die handsOn ein. Die handsOn sollen mir (und anderen) helfen das dabei aufgebaute Know-how in Form von Skripten und Dokumenten in möglichst aktueller Form zur Verfügung zu stellen.
Die handsOn Sammlung wurde unter Ubuntu (wiki) getestet und die Skripte sollten mit jeder aktuellen Ubuntu Version lauffähig sein. Langfristiges Ziel ist es, dass die jeweils aktuelle LTS Version unterstützt wird. Nicht getestet aber zu erwarten ist, dass die Skripte auch auf allen aktuellen und gängigen LTS Versionen der Ubuntu-Derivate wie z.B. lubuntu ohne Anpassungen laufen (Debian-Derivate). Die meisten Installationen der handsOn Sammlung basieren auf den Advanced Package Tool (APT) oder installieren aus den Quellen direkt und sollten damit auch auf Debian und anderen APT basierten Distributionen funktionieren.